Salzwedeler Neonazi als Graffiti-Künstler – „Farbkraft“ durch Freude?

Viele private Fassaden, Hauseingänge der Wohnungsgenossenschaft Salzwedel, ein Schulgebäude und zahlreiche Trafohäuschen der Avacon in Salzwedel und Umgebung wurden in den letzten Jahren mit aufwändigen bunten Bildern umgestaltet. Wer diese Bilder genau anschaut, wird einen Hinweis auf die Firma finden, die die Bilder gemalt bzw. gesprayt hat: Die Firma Farbkraft aus Salzwedel. Farbkraft ist mittlerweile bekannt aus zahlreichen Zeitungsartikeln, 2015 wurde die Firma sogar mit dem Existenzgründerpreis der Altmark ausgezeichnet.

Was jedoch noch weitestgehend unbekannt ist: einer der beiden Firmengründer und Graffiti-Künstler ist Teil der Salzwedeler Neonaziszene. Lars-Christian Klaas besuchte Naziversammlungen wie einen Aufmarsch in Magdeburg am 10.11. vorigen Jahres oder ein geheim organisiertes Treffen des rechten Plenums in Chemnitz im Mai 2016, wo organisierte Neonazis bei einer “Demoschulung” für die Auseinandersetzung mit der Polizei trainierten. In Magdeburg war er in Begleitung des Nazischlägers Fabian Mähne, beim rechten Plenum in Chemnitz in Begleitung u.a. des AfD-Kreisverbandsvorsitzenden und Neonazis Sebastian Koch unterwegs. Mehrere Neonazis rund um AfD-Chef Koch sind mittlerweile in die Junge Alternative Altmark (der Jugendorganisation der AfD) eingetreten, so auch Lars-Christian Klaas. Dementsprechend war Klaas gemeinsam mit anderen Neonazis aus der westlichen Altmark Teilnehmer beim Bundeskongress der Jungen Alternative am 16.02. dieses Jahres in Magdeburg.

Wie sein Firmenmitinhaber Martin Klahs diese Naziumtriebe findet, wissen wir nicht. Wir würden aber als potentielle Kunden keine Firma anfragen, die dann einen Neonazi zu uns nach Hause schickt.

Farbkraft
Klaas posiert für seine Firma, Quelle: www.wirtschaftspreis-altmark.de

Klaas Demoschulung rechtes Plenum
Klaas, wie er 2016 bei einem Vorabtreffpunkt des rechten Plenums in Chemnitz verdeckt fotografiert werden konnte.

Klaas Aufmarsch Magdeburg
Ganz links im Bild Klaas auf Nazifackelmarsch in Magdeburg, rechts neben ihm Fabian Mähne. Fotoquelle: Presseservice Rathenow

Lars Christian Klaas JA Bundeskongress Magdeburg
Und auf dem Bundeskongress der Jungen Alternative in Magdeburg (ganz rechts im Bild). Screenshot Imgur Oscar Schwartz

05.09.19: Neonazi wegen Angriff auf den Club Hanseat in Salzwedel verurteilt

Wie die Volksstimme in ihrer Printausgabe vom 06.09.18 berichtet, ist fast genau ein Jahr nach dem brutalen Angriff auf das Hanseat einer der Täter verurteilt worden. Am 07.09.2018 hatte eine Gruppe vermummter und bewaffneter Neonazis das Hanseat angegriffen, einen jungen Mann, der vor dem Hansa stand, mit einem Baseballschläger massiv am Kopf verletzt und Scheiben des Hanseats und des gegenüberliegenden AZ Kim Hubert eingeschlagen.

Mit beteiligt war der stadtbekannte Nazischläger Hauke O. Wie jetzt in der Gerichtsverhandlung bekannt wurde, ist er der Polizei nach der Tat zufällig ins Netz gegangen, weil er auf der Flucht einem Streifenwagen die Vorfahrt nahm. Er war der Fahrer des Fluchtwagens und stellte sich der Polizei, seine rechten Kameraden konnten unerkannt flüchten. Die Polizei fand in seinem Auto ein ganzes Waffenarsenal. Laut Zeitungsbericht sollen die Nazis Axtstiele, Baseballschläger, Pflastersteine und sogar eine Machete (!) mitgeführt haben. Entsprechend brutal wurde der Angriff ausgeführt: der junge Mann vor dem Hanseat wurde von den angreifenden Nazis von hinten mit einem Knüppel niedergeschlagen und als er auf der Flucht nach drinnen stürzte und hinfiel, nochmals angegriffen. Einer der Angreifer schlug dabei dem wehrlos am Boden liegenden Hanseat-Besucher mit einem Baseballschläger auf den Kopf. Folge war eine massive Kopfverletzung. Zeug*innen des Angriffs berichteten uns damals von einer Blutlache auf dem Boden im Eingangsbereich, es ist wohl nur dem Zufall zu verdanken, dass dem Angegriffenen nichts schlimmeres passiert ist. Eine schockierte Zeugin sagte damals der Volksstimme: „Die haben wahllos und scheinbar ohne Motiv mit Baseballschlägern und Latten zugeschlagen.“

Der jetzt Angeklagte Hauke O. gab sich zwar geständigt und räumte seine Tatbeteiligung ein, allerdings ohne seine Mittäter zu verraten. Auch gab er vor Gericht an, zwei Monate nach der Tat aus der Szene ausgestiegen zu sein. Er wird jedoch noch regelmäßig in der Stadt in Begleitung von anderen Neonazis gesehen. Und auch sein Facebookprofil spricht Bände, dort liked er zahlreiche neonazistische Facebookprofile. Sogar in einer Verhandlungspause scheint er sich mit einem seiner Kameraden getroffen zu haben. Die Volksstimme schreibt: “Nach einer Beratungszeit, in der sich der Angeklagte mit einem anderen aus der Salzwedeler rechten Szene bekannten jungen Mann unterhielt, sprach die Richerin das Urteil.”

Der offensichtlich lügende Hauke O. wurde zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten und 100 Sozialstunden verurteilt. Seine Mittäter, die von ihm weiterhin gedeckt werden, kommen straffrei davon und der nach dem Angriff im Raum stehende Vorwurf des schweren Landfriedensbruch samt den eingeschlagenen Scheiben des Hanseats und des AZ Kim Huberts schienen in dem Verfahren keine Rolle mehr gespielt zu haben, ebensowenig wie die mitgeführte Machete.

Screenshots vom 06.09.19 vom Facebookprofils des Fußballers beim Kuhfelder SV und “Aussteigers” Hauke O.: Likes für NPD, AfD, Nazikameradschaft, Rechtsrock und Nazikampfsport

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