05.06.2018 mutmaßliche Neonazis stürmen linkes Zentrum in Salzwedel

In der Nacht zum 05.06. stürmte nach Angaben von Betroffenen eine Gruppe Vermummter das “Autonome Zentrum Kim Hubert” (AZ) in Salzwedel. Dabei wurden Menschen im Schlaf überrascht und mit Pfefferspray angegriffen. Ferner wurden zahlreiche Einrichtungsgegenstände zerschlagen und Zimmer verwüstet. Neben dem Pfefferspray und den Schlagwerkzeugen – darunter mutmaßlich eine Axt – wurde auch eine Rauchbombe bei dem Angriff eingesetzt. Den Betroffenen zufolge lassen Tathergang und zahlreiche rechtsmotivierte Attacken gegen das AZ in der Vergangenheit nur auf Neonazis als Täter schließen.

zerstörtes Fenster AZ
Eingeschlagene Fenster im AZ (Foto: Verein Kultur und Courage)

Wir veröffentlichen hier eine Pressemitteilung aus dem AZ-Umfeld:

Gezielter Angriff auf AZ Kim Hubert Salzwedel
Vermummte und bewaffnete Neonazis dringen nachts in Autonomes Zentrum ein, mehrere verletzte Linke durch Pfefferspray

In der Nacht zum 05.06.18 drang um kurz nach zwölf Uhr eine vermummte und bewaffnete Gruppe Neonazis von mindestens 10 Personen in das Autonome Zentrum Kim Hubert ein. Sie begaben sich gezielt in die zweite Etage, wo ein paar Menschen übernachteten. Die Nazis stürmten mit Schlagwerkzeugen bewaffnet in mehrere Zimmer, wo sie sofort anfingen, anwesende Personen mit Pfefferspray anzugreifen und gezielt Türen, Fenster und Möbel zu zerschlagen. An einigen Stellen wurden sogar Spuren gefunden, die auf die Benutzung einer Axt schließen lassen. Auf dem Rückweg aus dem Gebäude zerstörten sie systematisch noch weitere Fensterscheiben und Einrichtungsgegenstände. Ihre Flucht sicherten sie mit der Zündung einer Rauchbombe im Treppenhaus. Bei dieser Aktion handelt es sich um eine neue Qualität rechter Gewalt, in der Neonazis geplant in ein Gebäude einbrechen, Menschen im Schlaf angreifen und binnen fünf Minuten gezielt erhebliche Zerstörungen anrichten. Auch ein vor dem AZ parkendes Auto von einem Nachbarn wurde durch herabstürzende Scherben einer Fensterscheibe beschädigt.

Zurück blieben mehrere durch Pfefferspray verletzte und geschockte Personen, die mit diesem menschenverachtenden Angriff aus dem Schlaf gerissen wurden. Eine Flucht der Angegriffenen aus den Räumen voll von Pfefferspray wurde durch die Rauchbombe im Fluchtweg erschwert. Solch ein Überfall setzt eine massive kriminelle Energie, eine gezielte Planung und große Brutalität voraus.

Wir werten den Naziüberfall als eine Reaktion auf den antifaschistischen Stadtspaziergang am 16.05.18, bei dem wir bereits auf die massive rechte Gewalt in den letzten Jahren in Salzwedel aufmerksam gemacht hatten. Dieser Überfall reiht sich in eine lange Liste von massiven Angriffen auf das AZ Kim Hubert und seine Nutzer*innen ein, beispielsweise:

– 02.02.2010 Stürmung des “Infoladens” im AZ durch eine Gruppe vermummter Nazis, während einer antifaschistischen Infoveranstaltung zum Naziaufmarsch in Dresden.

– 12.05.2011: Brandanschlag auf das AZ mit mehreren Brandsätzen, zwei Tage vor einem Naziaufmarsch in Salzwedel.

– 12.01.2016 Brandanschlag auf das AZ, bei dem ein Sofa in einem Raum Feuer fängt. Sofortige Löscharbeiten durch Menschen im Haus konnten Schlimmeres verhindern.

Wir fordern alle Menschen in Salzwedel auf, gemeinsam mit uns gegen den Naziterror aktiv zu werden. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Diese Nacht hat es uns getroffen, doch das Problem geht uns alle an, weil niemand weiß, wen es als nächstes trifft.
Verein Kultur und Courage

Zahlreiche Medien berichteten über diesen massiven Angriff, ein sehr umfangreicher Bericht findet sich auf der Seite des “Neuen Deutschlands”, hier wird auch auf weitere rechte Vorfälle und Überschneidungen zwischen der regionalen Naziszene und der AfD eingegangen.